Auf Einladung der örtlichen SPD-Bundestagsabgeordneten Dr. Nina Scheer und der SPD Büchen besuchten am Freitag, den 8. September gut 50 interessierte Bürgerinnen und Bürger den Vortrags- und Diskussionsabend mit dem Experten für ökologische Kommunikation, Dr. Franz Alt, im Bürgerhaus zu Büchen. Thema des Abends war: ‚Klima – Energie – Flucht: Wie alles zusammenhängt und wie aus Krisen Chancen werden‘.
Nach dem Grußwort des Vorsitzenden der SPD Büchen, Lars Schwieger, skizzierte Nina Scheer die aktuellen Herausforderungen der Energiewende: „Auch wenn sich heute niemand mehr offen gegen die Energiewende ausspricht, steht der Umstieg auf Erneuerbare Energien vor künstlich geschaffenen und fortbestehenden Hürden.“ So werde mit verzerrenden Kostendiskussionen und dem Verweis auf fehlende Netze der fälschliche Eindruck erweckt, man müsse den Ausbau Erneuerbarer Energien verlangsamen. Scheer fordert schon seit langem eine Schadstoffbepreisung: „Wenn Schadstoffe im Energiepreis einbezogen werden, sind Erneuerbare Energien unschlagbar günstig und bedürfen keiner weiteren Förderung mehr.“ Heute sei der Preis für Schadstoffe nicht im Energie- bzw. Strompreis enthalten, sondern durch Klimafolgeschäden, steigende Versicherungsprämien, Gesundheits- und Umweltschäden. Eine fehlende Einpreisung sei eine versteckte Subvention und Wettbewerbsverzerrung zulasten Erneuerbarer Energien, die die Allgemeinheit finanziere. Mit Blick auf die Endlichkeit fossiler Ressourcen sei der Umstieg auf Erneuerbare Energien auch aus friedenspolitischen Gründen unausweichlich: „Nur mit der Beendigung unserer Abhängigkeit von fossilen Ressourcen lassen sich weitere Kriege um Öl oder Gas verhindern.“
Den Aussagen Nina Scheers schloss sich Franz Alt an, der in seinem Vortrag zudem die Gefahren des Klimawandels betonte. Alt warnte vor einem klimabedingten Anstieg der Meere, der alleine in Afrika langfristig jeden Dritten betreffen könne. Schon heute seien in Afrika 18 Millionen Menschen klimabedingt auf der Flucht. Der Klimawandel betreffe alle Kontinente. Bangladesch, ein Land mit über 160 Millionen Einwohnern, liege durchschnittlich nur 3 Meter über dem Meeresspiegel.
Vielerorts, sei es etwa in Grönland oder am Nordpol, hat sich Franz Alt ein eigenes Bild vom fortschreitenden Gletscherschmelzen gemacht, so dass seine warnenden Worte sehr nachdrücklich bei den interessierten Besucherinnen und Besuchern ankamen. Gleichzeitig beeindruckte Alt in seinem Vortrag mit Fotos aus aller Welt, die ästhetisch in Architektur und Landschaft eingebettete verschiedenste Techniken zur Gewinnung Erneuerbarer Energien zeigten.
Neben seinen viel zitierten Worten „die Sonne schickt uns keine Rechnung“, betonte Franz Alt, dass Solarstrom Sozialstrom sei. Scheer und Alt waren sich einig, dass die Energiewende auch eine sozialpolitische Dimension habe und eine Frage der Gerechtigkeit sei, so sei ein sicherer Zugang zu bezahlbarer Energie maßgeblich für Entwicklung und Fortschritt. Zudem seien durch Erneuerbaren Energien weltweit schon 10 Millionen Arbeitsplätze geschaffen worden, bis 2025 seien 24 Millionen zu erwarten, so Alt. Mit dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) habe Deutschland einen bedeutenden entwicklungspolitischen Beitrag geleistet, da durch die damit einhergehende Förderung, etwa von Photovoltaikanlagen, der Massenmarkt möglich geworden sei. Der dezentrale Zugang zu Strom sei auch eine herausragende Entwicklungshilfe.
Viele Gäste nutzten die Gelegenheit, ihre Fragen zu Klima und Energie direkt an Scheer und Alt zu richten, etwa den Ausbau der Windkraft, Elektromobilität und Solarenergie betreffend.
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v.l.: Lars Schwieger, Franz Alt, Nina Scheer, Gitta Neemann-Güntner