Zum Ausklang des Schuljahres besuchte die örtliche SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Nina Scheer im Rahmen ihres Projekts „Querlesen“ die Lauenburgische Gelehrtenschule in Ratzeburg. Sie las den Schülerinnen und Schülern des 11. Jahrgangs mit dem Profil: Wirtschaft/Politik ausgewählte Texte vor, um mit ihnen Intention und Wirkung sowie „zwischen den Zeilen“ Geschriebenes zu diskutieren. Scheer: „Das Postfaktische, Fakenews und Lobbyismus findet häufig zwischen den Zeilen statt. Insofern ist es mir ein wichtiges Anliegen, mit Schülerinnen und Schülern über entsprechende Texte ins Gespräch zu kommen, um gemeinsam typische Einflussfaktoren zu analysieren“.
Wie bereits bei den beiden „Querlesen“-Auftaktveranstaltungen an der Friedegart-Belusa-Gemeinschaftsschule Büchen sowie dem Otto-Hahn-Gymnasium Geesthacht waren unter den ausgewählten Texten die Amtseinführungsrede Donald Trumps und der so genannte „Energiepolitische Appell“, den Interessensvertreter der fossil-atomaren Energiewirtschaft im Jahr 2009 im Vorfeld der Bundestagswahl als Anzeigen geschaltet hatten.
Bei der Amtseinführungsrede des US-Präsidenten fiel den Schülerinnen und Schülern etwa auf, dass der Text Behauptungen enthielt, die offenkundig nicht haltbar sind, etwa, dass mit der Amtseinführung die Macht „wieder“ ans Volk zurück gegeben werde – als sei dies unter seinem Amtsvorgänger nicht der Fall gewesen. Aus manchen Formulierungen wurden gar Parallelen zu Reden aus der Zeit des Nationalsozialismus gezogen. Auch wurde eine Diskrepanz zwischen dem Versprechen Trumps gesehen, die USA „wieder groß“ zu machen und den von ihm verfolgten Einschnitten bei der Gesundheitsreform.
Bei der Anzeige, die für Atomenergie warb, wurden bildliche und sprachliche Einflussfaktoren ausgemacht. So erwecke sie nach Layout und Farbgebung den Anschein, keine Anzeige, sondern etwa ein Informationsschreiben der Bundesregierung zu sein. Kritisch wurde dabei auch auf die Unterzeichner verwiesen. „Am Beispiel des damaligen Bahnchefs, Herrn Grube, wäre hier Neutralität zu erwarten, statt entgegen der damaligen Gesetzeslage Werbung für Atomenergie zu machen“, unterstrich Scheer. Besprochen wurde dann die rückblickende energiepolitische Entwicklung: Mit Aussagen, wie sie auch in der Anzeige zu lesen waren, sei auch die im Jahr 2010 beschlossene Laufzeitverlängerung begründet worden; erst die Katastrophe von Fukushima habe zur Kehrtwende und dem dann wiederholten gesetzlichen Atomausstiegsbeschluss geführt, so Scheer.
Scheer zeigte sich beeindruckt über die Aufmerksamkeit der Schülerinnen und Schüler: „Ich hoffe auf noch viele weitere so wertvolle Stunden des Querlesens mit Schülerinnen und Schülern“.