Am vergangenen Sonntag erinnerte die örtliche SPD-Bundestagsabgeordnete in Lauenburg in der Heinrich-Osterwold-Halle an den Mauerfall vor 25 Jahren. Wie angekündigt begann Dr. Nina Scheer den Abend um 18.53 Uhr mit einem Zitat in Bezugnahme auf die Ausreiseregelungen, wie sie Günter Schabowski, damals Sekretär des ZK der SED für Informationswesen der DDR um eben diese Uhrzeit am 9. November 1989 auf Nachfrage konkretisierte: „Das tritt nach meiner Kenntnis – ist das sofort, unverzüglich.“
Nina Scheer ging in ihrer Eröffnung auch auf die Bedeutung der friedlichen Revolution für unser heutiges Denken und Handeln ein: „Die Auseinandersetzung mit unserer Geschichte sollte immer als Auftrag zur Gestaltung unserer Zukunft sein. Wissen und Erfahrungen sind kein Selbstzweck, sondern sollten uns dienen, zukünftige Aufgaben besser bewältigen zu können. Weltweit verbreitetes Unrecht vermittelt uns vor dem Hintergrund unserer Geschichte die Aufgabe auch andernorts nach friedlichen Lösung dieser Konflikte zu suchen.“ Neben Nina Scheer teilten auch Bürgervorsteher Bernd Dittmer als ehemaliger Zollbeamter an der Grenze und Bürgermeister Andreas Thiede ihre sehr persönlichen Eindrücke und Erlebnisse mit den über 80 erschienenen Gästen. Ein rednerischer Höhepunkt war der Beitrag des ehemaligen SPD-Bundestagsabgeordneten Eckart Kuhlwein: Als MdB für das Herzogtum Lauenburg von 1976 bis 1998 war er in seinem politischen Handeln täglich mit der deutsch-deutschen Besonderheit befasst. Er erinnerte daran, dass mit dem Mauerfall auch alte Ängste aufkamen: „Es gab die Angst vor einem wiedererwachenden deutschen Nationalismus. Heute können wir mit Fug und Recht sagen: Die Angst war unbegründet.“
Abgerundet wurde der stimmungsvolle Abend mit einem Filmbeitrag über die Grenzöffnung von Dieter Schmidt, der diesen live kommentierte. Vielen Anwesenden wurden die Erinnerungen an 1989 bei den Bildern der Zusammenkunft lange voneinander getrennter Menschen und Familien sehr nah. In einer offenen Runde, in der alle Gäste des Abends die Möglichkeit hatten persönliche Gedanken mitzuteilen, wurden zudem auf Karten im Vorfeld der Veranstaltung und während des Abends gesammelte Erinnerungen verlesen. In einer persönlichen Erinnerung an die Zeit vor 1989 unterstrich Nina Scheer abschließend: „Die Meinungsäußerungsfreiheit sowie andere demokratisch verbürgte Grundrechte sind ein hohes Gut, das es zu pflegen und wahren gilt.“
Foto: v.l.n.r. Andreas Thiede, Eckart Kuhlwein, Bernd Dittmer, Nina Scheer, Hans-Peter Iversen, Dieter Schmidt