Global denken – lokal handeln, 29. August 2013, Geesthacht

Im Rahmen ihrer Veranstaltungsreihe ‚Chancen ergreifen – Zukunft gestalten’ veranstaltete Dr. Nina Scheer, örtliche SPD-Bundestagskandidatin in Geesthacht einen Diskussionsabend zur Entwicklungshilfepolitik unter dem Titel ‚Global denken – lokal handeln’. Zu Gast hatte sie Bärbel Dieckmann, Präsidentin der Welthungerhilfe sowie Dr. Dirk Steglich, Vorsitzender des in Geesthacht ansässigen Vereins Partnerschaft Afrika.

Der Ortsvereinsvorsitzende und Landtagsabgeordnete Olaf Schulze begrüßte am Abend des 29. August die ca. 40 Teilnehmer im Krügerschen Haus in Geesthacht und hob bereits die Bedeutung der Energieversorgung für die Frage von Entwicklung und weltweiter Bekämpfung von Armut hervor.

In ihrer Einführung erläuterte Nina Scheer, dass Armut weltweit wachse, allerdings auch Reichtum, womit es um eine Verteilungsfrage ginge. Die Weltgemeinschaft und Staaten ließen einerseits Überflüsse und die Vernichtung von Nahrungsmitteln zu, andererseits aber, dass jährlich Millionen Menschen Hunger leiden, an Hunger sterben und keinen Zugang zu Trinkwasser sowie medizinischer Versorgung haben. Wachstumseffekte zerstörten häufig natürliche Lebensgrundlagen. Scheer kritisierte die Vergabepraxis von Krediten von Seiten der Weltbank, die häufig an Freihandelsbedingungen geknüpft seien und somit heimische Märkte in Entwicklungsländern erdrückten. Diese seien darüber hinaus durch Exportsubventionen in Industrienationen bedroht, die es abzuschaffen gelte: „Es kann nicht sein, dass wir Geflügel- und Fleischberge subventionieren und mit Überproduktion die Märkte anderer Länder überschwemmen, die es dann über die Entwicklungshilfe wieder aufzubauen gilt“. Ebenso klar sprach sich Scheer gegen den Einsatz von Gentechnik aus: „Die Agro-Gentechnik birgt unwiederbringliche Risiken für Gesundheit und Biodiversität. Hiervon profitieren allein Saatgutkonzerne.“ Die Patentierbarkeit von Organismen müsse abgeschafft werden. Als weitere politische Herausforderung benannte Nina Scheer Nahrungsmittelspekulationen, die mit unseren ethischen Prinzipien unvereinbar seien. Diese führten zu künstlichen Verteuerungen von überlebenswichtigen Grundnahrungsmitteln und damit zu mehr Hunger auf der Welt.

Ferner dürfe Entwicklungshilfepolitik nicht als ein Geben und Nehmen verstanden werden: „Unter der schwarz-gelben Bundesregierung wurde immer wieder der Rohstoffbedarf von Industrienationen deren Entwicklungshilfeleistung gegenüber gestellt“, so Scheer. Dies sei eine Pervertierung des Hilfeleistens.

Bärbel Dieckmann knüpfte an, dass durch falsche Verteilung und Überproduktion der Hunger auf der Welt verschärft werde: „Jeden Tag sterben 3.000 Kinder auf der Welt an Unterernährung“. Dies müsse nicht so sein, wenn die Weltgemeinschaft mehr Verantwortung übernehme. Überproduktion und weggeworfene Lebensmittel stünden häufig auch für verschwendete Futtermittel und ausgelaugte Böden. Entwicklungshilfe folge dem Ziel ‚Hilfe zur Selbsthilfe’ zu leisten. Die wirksamsten Entwicklungsziele lägen dabei in der Bildung.

Dirk Steglich berichtete über die Arbeit des Vereins in Mali und die Herausforderungen, vor die sich der Verein vor den Hintergründen der jüngsten Unruhen gestellt sah. Die Aufgaben, mit denen der Verein für Afrika vor Ort direkte Hilfe leiste, verdeutlichte, wie wichtig und stabilisierend die Summe an Einzelinitiativen und Mitwirkung durch Bürgerinnen und Bürger sein kann.