Symposium im Gedenken an Hermann Scheer, 3. November 2012, Kiel

Nina Scheer
Nina Scheer

Anknüpfend an das am 14. Oktober 2011 von der Hermann-Scheer-Stiftung und der SPD ausgerichtete Symposium in Gedenken an Hermann Scheer kamen im Kieler Hotel Atlantic über 100 Menschen zusammen, um sich 2012 nun der Länderperspektive der Energiewende zu widmen. Aus Stormarn dabei waren u.a. der Landtagsabgeordnete Martin Habersaat und Bernd Marzi aus dem SPD-Kreisvorstand. 

„Die Energiewende muss eine Energiewende der Länder sein, eine Energiewende der Menschen vor Ort“, sagte Dr. Nina Scheer bei der Eröffnung im Namen des Stiftungsvorstands der Hermann-Scheer-Stiftung. Sie nahm aber auch eine übergreifende Perspektive ein, als sie über den Friedensnobelpreis der EU sprach. „Die Energiewende kann auch der Friedenssicherung dienen, kann Kriege um Ressourcen vermeiden. Auch das kann ein Signal Europas an die Welt sein.“
Olaf Schulze, wirtschafts- und energiepolitischer Sprecher der SPD-Landtagsfraktion, freute sich, dass das erste Symposium auf Landesebene ausgerechnet in Schleswig-Holstein stattfand, wo es 1987 in Dithmarschen den ersten Windpark in der Bundesrepublik gegeben habe. „In Schleswig-Holstein bringen wir die Energiewende ruhig und mit Kraft voran, wie das unsere Art ist.“ Ralf Stegner betonte in seinem Eingangsreferat den gesamtgesellschaftlichen Auftrag, der mit der Energiewende verbunden sei. „Es gibt keine Schablone für das, was wir tun müssen. Wir sind selbst gefragt – das erfordert Mut und Überzeugungskraft.“ Stegner ging auch auf das jüngste Gipfeltreffen von Bund und Ländern zur Energiewende ein: „Die Bundesregierung scheint erkannt zu haben, dass es mit der Deckelung von erneuerbaren Energien nicht gehen kann. Die Frage ist jetzt, mit welcher Konsequenz so eine Erkenntnis umgesetzt wird.“ Prof. Dr. Uwe Leprich skizzierte die künftige Stromversorgung Deutschlands. Herzstück, so seine Prognose, werden fluktuierende erneuerbare Energien wie Wasser und Sonne sein. Und damit sei bereits das Ausmaß der Wende umrissen. Dabei macht Leprich bereits heute einen Wandel im Denken aller Beteiligten aus: „War früher der Klimaschutz das erste Argument für erneuerbare Energien, sind es heute regionale Wertschöpfung und die Unabhängigkeit von Energieimporten.“ Leprich warb für eine Weiterentwicklung des EEG, warnte aber auch vor noch vorhandenen Widerständen, mit denen es sich auseinanderzusetzen gelte. Wie das EEG weiterzuentwickeln wäre, erläuterte Prof. Dr. Ingo Stadler.
Über die Bedeutung von Speichern und Netzausbau diskutierten später auch Rosa Hemmers von EUROSOLAR und Prof. Dr. Olav Hohmeyer von der Universität Flensburg. Die Produktion der Energie, so ein Fazit, sei weniger Problematisch als deren Transport und Speicherung. Hohmeyer warb für anspruchsvolle Ziele, für die Ausnutzung der Potentiale vor Ort und dafür, auch „große Lösungen“, etwa in der Kooperation mit Norwegen, im Blick zu behalten.

Fazit: Die Energiewende läuft, aber es bleibt noch viel zu tun. „Knapp sind nicht die erneuerbaren Energien – knapp ist die Zeit.“ Hermann Scheer (1944-2010)